Winterstromlücke: So enorm kann sie bis 2035 anwachsen
Ein Sprung ins Ungewisse? In Zukunft wird die Schweiz im Winter sehr viel Strom importieren müssen, wenn diese Prognosen eintreffen.
Ein Sprung ins Ungewisse? In Zukunft wird die Schweiz im Winter sehr viel Strom importieren müssen, wenn diese Prognosen eintreffen.
Verfasst von Thomas Elmiger
Ende 2020 hat das Bundesamt für Energie BFE einen Kurzbericht zu den Energieperspektiven 2050+ veröffentlicht. Das Klimaziel von netto null Emissionen bis zum Jahr 2050 wurde anhand von Modellen überprüft. Treffen die Erwartungen zu, wird die Schweiz 2035 mehr als je zuvor von Stromimporten abhängig sein.
Der Energiewirtschafter Michel Piot hat den Bericht aus der Sicht der Wasserwirtschaft aufgearbeitet und auf die drohende Winterstromlücke aufmerksam gemacht, die noch für viel Kopfzerbrechen sorgen wird.
Die Modelle zu den Energieperspektiven 2050+ zeigen, dass sich je nach Szenario ein Strom-Importbedarf von bis zu 15 Terawattstunden (TWh) ergibt – als Summe aller Importe und Exporte (Saldo). Bei einem Landesverbrauch von 39 TWh im Winterhalbjahr entspricht die importierte Menge somit fast 40 Prozent.
Ab 2035 soll der Importanteil bis ins Jahr 2050 auf 20 Prozent gesenkt werden. Das wären allerdings immer noch 9 TWh und damit fast so viel wie der bisherige Import-Rekord: Im Winterhalbjahr 2016/17 lag dieser bei 9,8 TWh. Was also früher ein Extrem war, soll künftig das neue Normal sein.
Gemäss den Modellrechnungen entsteht bis 2050 ein Investitionsbedarf von 109 Milliarden Franken. Das lohne sich aber gleich doppelt, ist das Fazit der Planungsbüros:
Etwas weniger optimistisch klingt das Fazit von Michel Piot. Er fordert zusätzliche wirtschaftliche Instrumente, um die inländische Wasserkraft zu sichern und den notwendigen Ausbau der Produktion zu bewältigen. Auch so werde die Auslandabhängigkeit der Schweiz noch erheblich bleiben. Vor allem aber brauche es auch eine politische Debatte zu Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz im Zusammenhang mit der Energiewende.
Damit geht die Schweiz […] erhebliche wirtschaftliche und versorgungstechnische Risiken ein, insbesondere dann, wenn die umliegenden Länder gerade für die Wintermonate keine genügenden Reserven aufzubauen vermögen.
Michel Piot
Wir möchten mit Beiträgen wie diesem aufzeigen, was die Energiezukunft mit sich bringt und welche Konsequenzen damit verbunden sind. Das ist heute vielen Menschen noch nicht klar. Darum gilt wie immer: Teile diesen Beitrag in deinem Umfeld, um das zu ändern. Danke!
(Die Grafik in diesem Beitrag wurde am 27.1.2022 ergänzt. Gleichzeitig haben wir den Text für bessere Verständlichkeit optimiert.)
bulletin.ch / Bulletin SEV/VSE
Prognos
Bundesamt für Energie BFE
Foto: Bungee-Jump Verzasca-Staumauer
Als Digital Projektmanager bei der EKZ-Energieberatung ist Thomas verantwortlich für die Webangebote www.energie-experten.ch und www.energiefranken.ch.