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Heizung: Wie viel Energie spart 1 Grad weniger?

Die Raumtemperatur um 1 Grad senken bringt 6 % Energieeinsparung. Trifft die Faustregel der Experten zu und ist sie wissenschaftlich belegt? Wie viel kannst du wirklich sparen?

1 °C

Beim deutschen Umweltbundesamt finden sich folgende Erläuterungen zur 6-Prozent-Regel: «Die Absenkung der Raumtemperatur birgt erhebliches Potenzial zur Energieeinsparung. Die oft zitierte „6%-Regel“ besagt, dass die Absenkung der Temperatur um ein Grad 6% Energie spart, im Gegenzug die Anhebung der Temperatur um ein Grad etwa 6% mehr Energie verbraucht.»

Moderne Häuser sparen mehr als 6%, aber wenig Kosten

Für neuere Gebäude mit guter Wärmedämmung stimmt die alte Faustregel dem Bundesamt zufolge aber nicht: «Diese Regel verliert jedoch bei steigendem energetischem Standard ihre Gültigkeit. So nimmt der relative Anteil an Mehr- oder Minderverbrauch in Niedrig(st)energie- und Passivhäusern zu.»

Braucht ein Haus oder eine Wohnung schon vor der Temperatursenkung nur sehr wenig Heizenergie, ist die Einsparung in Prozent zwar grösser, in absoluten Zahlen oder in Franken aber trotzdem eher gering.

Darum gilt die 6%-Regel für Energiesparhäuser nicht

Moderne Gebäude decken einen Grossteil ihres Wärmebedarfs aus Abwärme von Geräten, durch eine Lüftung mit Wärmerückgewinnung, durch Sonneneinstrahlung oder auch Körperwärme, die Benutzerinnen und Benutzer abgeben. Angenommen, das würde für eine Raumtemperatur von 17 Grad genügen, muss die Heizung nur noch für vier zusätzliche Grad Wärme liefern, um 21 Grad in den Räumen zu erreichen. Senkt man die Temperatur auf 20 Grad, kann entsprechend ein grösserer Teil der Heizenergie eingespart werden.

Die Wissenschaft hinter der 6%-Regel

Als Beleg für die 6%-Regel verweist das Umweltbundesamt auf eine Publikation zum Thema «Energieeffizienz durch Gebäudeautomation» vom Juni 2011 von Martin Becker und Peter Knoll. Anhand eines Raummodells der Hochschule Biberach wurde die oft zitierte 6%-Regel mittels Simulationen überprüft.

In der Tat konnte anhand des Simulationsmodells eine Einsparung zwischen 6,9% und 8,2% nachgewiesen werden.

Studie Hochschule Biberach, Institut für Gebäude- und Energiesysteme

Hierbei habe sich auch gezeigt, dass die Einsparung davon abhängig ist, von welchem Temperaturniveau aus die Absenkung erfolge, so die Autoren. So ist das Einsparpotenzial in Prozent kleiner, wenn die Temperatur von 23 auf 22 Grad abgesenkt wird, als wenn sie von 20 auf 19 Grad reduziert wird. Massgeblich ist dabei die Differenz zur Aussentemperatur von beispielsweise 4 Grad Celsius.

Raumtemperatur Aussentemperatur Differenz Absenkung Absenkung in %
23 °C vor Reduktion 4 °C 19 °C 1 °C 5,3 %
20 °C vor Reduktion 4 °C 16 °C 1 °C 6,3%

Die kleine Tabelle zeigt, dass ein Grad Temperaturunterschied bei 20 Grad in Prozent mehr ausmacht als bei 23 Grad. In Liter Öl, Kubikmeter Gas oder Kilowattstunden Strom gemessen, ist die Einsparung in der Praxis etwa gleich gross.

Viele weitere Faktoren spielen eine Rolle, wie gross die Energie- und Kosteneinsparung durch eine tiefere Raumtemperatur in der Praxis ausfällt: Ist es ein kalter oder ein warmer Winter? Wie ist das Haus gebaut? Wie heizen die Nachbarn? Wie wird gelüftet?

Bei den Energie-Experten findest du noch mehr Tipps zum Heizkosten sparen.