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Wie viel CO₂ ist in der Luft – und wie viel ist zuviel?

Neue Messungen zeigen über 420 ppm CO2 in der Luft, das sind 0,042 Prozent. Kann so wenig schon zu viel sein? Wie viel CO2 ist okay?

rauchender Doppelauspuff

Menschen verbrennen Erdöl, Erdgas und Kohle und beuten Wälder aus, ohne auf Nachhaltigkeit zu achten. Damit wird gebundenen Kohlenstoff in das Gas Kohlendioxid (CO2) umgewandelt. Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass dieses CO2 lange in der Erdatmosphäre bleibt, wodurch die Konzentration in der Luft immer mehr ansteigt.

Wie viel CO2 ist heute in der Luft?

Das NOAA Global Monitoring Laboratory misst laufend den CO2-Gehalt der Atmosphäre. Im Juni 2022 wurden 421 ppm gemessen.

Grafik: NOAA Global Monitoring Laboratory, Scripps Institute of Oceanography at the University of California San Diego.

Die Angabe in ppm steht für englisch parts per million. Ein ⁠ppm⁠ entspricht einem Molekül pro einer Million Moleküle trockener Luft.

Wie viel CO2 ist menschgemacht?

Genaue Daten zu CO2 in der Luft gibt es seit 1958, als die bis heute fortgeführten Messreihen starteten. Allein in diesem Zeitraum hat der CO2-Anteil in der Atmosphäre von 315 auf 421 ppm zugenommen, also 33 Prozent.

1750 lag der Wert bei etwa 277 ppm, um 1890 dann bei 290 bis 295 ppm. Die Zunahme bis zum heutigen Stand seit 1890 liegt somit bei etwa 43 %. Insgesamt ist der Mensch für eine Zunahme von rund 140 ppm oder bereits um die 50 % verantwortlich.

Video: CO2-Entwicklung über 800’000 Jahre

Eisbohrkerne lieferten die Daten für weit zurückliegende Jahre. Im folgenden Video ist die Entwicklung über die letzten 800’000 Jahre dargestellt.

Das in der Luft messbare CO2 entspricht dabei nicht den gesamten von Menschen verursachten CO2-Emissionen. Schaut man nur auf das C in CO2, also den Kohlenstoff, dann summieren sich unsere Emissionen von 1850 bis 2019 auf etwa 650 GtC. Wo sind diese 650 Gigatonnen heute?

  • Luft: Die Atmosphäre hat etwa 265 GtC oder rund 40 % aufgenommen.
  • Pflanzen: Die Landvegetation hat zirka 210 GtC oder 32 % des CO2 absorbiert.
  • Wasser: Im Meer hat sich der Kohlenstoffgehalt um 160 GtC erhöht, was 25 % entspricht.

Eine Gigatonne Kohlenstoff ist mit 3,67 Gt CO2 gleichzusetzen, weil sich jedes C-Atom mit zwei etwas schwereren Sauerstoffatomen zu Kohlenstoffdioxid verbindet. Die Menschheit hat also von 1850 bis 2019 etwa 2’385 Milliarden Tonnen CO2 erzeugt, wovon 972 Milliarden Tonnen in der Atmosphäre gelandet sind.

Wie viel CO2 wäre o.k.?

Um unter 1,5 °C globaler Erwärmung zu bleiben, darf die Menschheit gemäss IPCC-Bericht von 2021 noch rund 300 Gt CO2 ausstossen. Denn vom dort genannten Budget von 400 Gt CO2 ab Anfang 2020 (Tabelle SPM.2) verbrauchen wir pro Jahr noch immer rund 40 Gt. Könnten wir das IPCC-Budget einhalten, würde der CO2-Gehalt der Atmosphäre unter 440 ppm bleiben.

Sofern sich auch die übrigen Klimagase (siehe Aufklapp-Element) entsprechend reduzieren lassen, könnten wir das 1,5-Grad-Ziel so mit einer Wahrscheinlichkeit von 67 Prozent erreichen. Oder mit einer Chance von einem Drittel verpassen. Der Physiker Henrik Nordborg plädiert darum für ein Ziel von 350 ppm, das er für langfristig sicher halten würde.

CO2-Budget pro Kopf 2022

Verteilen wir das Budget von 300 Gt CO2 auf die knapp 8 Milliarden Köpfe dieser Welt, bleiben uns pro Person 37,5 Tonnen CO2. Wer ein Tesla Model Y kauft und damit 200’000 Kilometer zurücklegt, braucht dafür schon mal 31 Tonnen.

Nehmen wir an, dass es bis 2050 dauert, bis unsere Gesellschaft einigermassen CO2-neutral funktioniert, bleiben bis dahin 28 Jahre. Pro Jahr und Kopf steht so ein CO2-Budget von weniger als 1,5 Tonnen zur Verfügung. – Wie viel brauchen wir heute im Durchschnitt? Gemäss Bundesamt für Umwelt verursachen Herr und Frau Schweizer je 4 Tonnen CO2 pro Jahr – Flüge und importierte Waren nicht eingerechnet.