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Dieselgenerator fürs E‑Auto?

Gibt es wirklich Ladestationen, die E-Autos mit einem Dieselgenerator laden? In der Regel ist das ein Mythos oder ein Irrtum. Aber: Ausnahmen bestätigen die Regel. Wieso selbst das keine Katastrophe ist, erfährst du hier.

Der Touring Club Schweiz TCS findet deutliche Worte, wenn es um diesen Mythos zu E-Autos geht: «Dass Dieselgeneratoren Strom für Elektroautos an Ladestationen erzeugen, ist ein Märchen.» Der Grund sei eine Verwechslung mit den Containern für Transformatoren, die oft in der Nähe von Ladestationen stehen. Ihr Betriebsgeräusch könne mit dem eines Generators verwechselt werden.

Dieselgenerator lädt E-Autos

Bei unseren Recherchen sind wir allerdings auf zwei Fälle gestossen, bei denen E-Auto-Ladestationen tatsächlich mit Dieselgeneratoren betrieben worden sind. Bevor wir darauf eingehen, wollen wir aber eine wichtige Frage beantworten: Wäre es schlimm, wenn E-Autos mit Strom aus einem Dieselgenerator geladen würden?

Wäre es schlimm, wenn E-Autos mit Strom aus einem Dieselgenerator geladen würden?

Wie wir wissen, sind E-Autos nicht umweltfreundlich, aber nur etwa halb so schädlich für das Klima wie Verbrenner. Wird ein E-Auto zwischendurch einmal mit Strom aus einem Kohlekraftwerk oder mit Strom aus einem Dieselgenerator geladen, ist das sicher nicht toll, es macht aber aus dem E-Auto auch nicht ein viel dreckigeres Auto. Ausschliesslich mit Kohle, Gas oder Diesel produzierten Strom zu tanken, wäre aber sicher keine gute Idee.

Mit Strom aus einem Liter Diesel fährt ein effizientes E-Auto deutlich weiter als ein durchschnittliches Auto, das den Diesel direkt verbrennt. (Grafik: EnEx)

So weit fährt ein E-Auto mit Strom aus einem Liter Diesel

In der Grafik vergleichen wir ein herkömmliches Dieselfahrzeug mit einem modernen E-Auto. Dabei nehmen wir an, dass beide mit der Energie aus einem Liter Diesel auf einer abwechslungsreichen Route unterwegs sind, also in der Stadt, auf dem Land und auf der Autobahn.

  • Ein durchschnittlicher Personenwagen (PW) mit Dieselmotor fährt mit einem Liter Kraftstoff rund 17 km. Dies bei einem Verbrauch von 6 Liter auf 100 km.
  • Für das E-Auto wandeln wir den Kraftstoff in einem Generator in 4 kWh Strom um. Damit kann ein windschnittiges E-Auto 25 km zurücklegen, bei einem Verbrauch von 16 kWh pro 100 km.

Als Generator ist in unserem Beispiel ein Blockheizkraftwerk (BHKW) im Einsatz. Bei einem BHKW wird nicht nur der Strom genutzt, sondern auch die Wärme, die beispielsweise in ein Fernwärmenetz fliesst.

Ein Experiment und ein Versehen

Unter idealen Voraussetzungen wie in unserem Beispiel würde ein E-Auto also 47 % weiter fahren als ein gleich grosser Personenwagen mit Dieselmotor.

Das Experiment in Australien

Weniger ideal waren die Voraussetzungen bei einem Experiment in Australien. Dort hat ein Club von Tesla-Besitzern offenbar im Jahr 2018 ein Experiment gemacht. Sie wollten herausfinden, ob man abgelegene Orte ohne Stromnetz so vorübergehend mit Ladestationen ausstatten könnte.

Der handelsübliche, eher kleine Generator lief am Testtag durch, auch während die zehn Autos an der Ladestation getauscht wurden und keines eingesteckt war. Pro Liter Diesel konnten so 3,392 kWh geladen werden. Die zehn E-Autos im Experiment konnten damit ähnlich weit fahren wie vergleichbare Dieselfahrzeuge.

Ein ausführlicher Bericht dazu findet sich bei EFAHRER.com, der Originalbericht in Englisch ist ebenfalls online.

Das Versehen in Deutschland

Beim einem Musikfestival in Schleswig-Holstein (Deutschland) stand im Jahr 2020 für E-Autos tatsächlich eine Ladesäule zur Verfügung, die mit einem Dieselgenerator betrieben wurde. Bestellt war eigentlich ein Anschluss ans Stromnetz, wie CORRECTIV recherchiert hat.

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  • Andreas Haug

    Vor 1 Monat

    Wurde die graue Energie für diesen Vergleich berücksichtigt?

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    • Thomas Elmiger
      Thomas Elmiger

      Thomas Elmiger

      Vor 1 Monat

      Nein, dieser einfache Vergleich berücksichtigt weder die graue Energie, die für den Bau der Tankstelle aufgewendet worden ist, noch die graue Energie, welche im Dieselgenerator steckt.

  • Andreas Haug

    Vor 1 Monat

    Wie sieht es mit der gewichtigeren grauen Energie aus, die im Akku des E-Autos steckt (entsprechend 80’000 km Autofahrt)?

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    • Thomas Elmiger
      Thomas Elmiger

      Thomas Elmiger

      Vor 1 Monat

      Hier geht es um die einfache Frage, welches Auto mit einem Liter Diesel weiter fährt. Ob SUV oder Kleinwagen, E-Auto oder Hybrid, das steht hier nicht zur Debatte. Dass E-Autos – mit Strom aus dem allgemeinen Stromnetz betrieben – für das Klima nur etwa halb so schädlich sind wie Verbrenner, können Sie im Beitrag «Sind E-Autos umweltfreundlich?» nachlesen, dort ist dann auch die graue Energie der Batterie einkalkuliert.

  • Stefan B.

    Vor 4 Wochen

    Ein einfacher, aber interessanter Vergleich!

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