Ist Holzenergie klimaneutral?
«Heizen mit Holz ist CO2-neutral» sagt das Schweizer Bundesamt für Umwelt – in Deutschland ist man ganz anderer Meinung. Was stimmt?
«Heizen mit Holz ist CO2-neutral» sagt das Schweizer Bundesamt für Umwelt – in Deutschland ist man ganz anderer Meinung. Was stimmt?
Verfasst von Thomas Elmiger
Die EU und viele Schweizer Kantone subventionieren das Verbrennen von Holz mit Fördergeldern. Denn Holz gilt als erneuerbare Energie und als klimafreundlich. Das Bundesprogramm erneuerbar heizen preist Holzheizungen als «beinahe CO2-neutrale Lösung» und Kohlekraftwerke können CO2-Abgaben sparen, wenn sie einen Anteil Holz verfeuern.
Unsere YouTube-Filmempfehlung «Klimakiller Holzverbrennung» zeigt die unschönen Seiten des Holzenergie-Booms: Die aktuelle Klima- und Energiepolitik sorgt in vielen Ländern für eine dramatische Abholzung. Um immer mehr Holzpellets für Europa zu produzieren, entstehen neue Fabriken, unter anderem im Süden der USA. Der Wald in Estland ist bereits übernutzt und darum eine CO2-Quelle, die den Klimawandel beschleunigt. Estland ist die Heimat von Europas grösstem Hersteller von Holzpellets.
«Heizen mit Holz ist entgegen der weit verbreiteten Meinung nicht klimaneutral» schreibt das deutsche Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Und es sagt auch warum: «Die Holzverbrennung produziert neben Feinstaubemissionen auch CO2– und andere klimarelevante Emissionen wie Methan.»
Schaut man sich das freigesetzte Treibhausgas im Verhältnis zur erzeugten Wärme an, sind die Emissionen von Holz höher als bei fossilen Energieträgern wie Kohle und Gas. Der WWF hat dazu Zahlen, wir haben in der Tabelle einen Wert für das Heizen mit einer Wärmepumpe ergänzt. Diese bezieht nebst Strom (in der Schweiz mit durchschnittlich 128 kg CO2/MWh belastet) den Grossteil der Energie als CO2-freie Wärme aus der Umwelt.
Energieträger | Strom (Wärmepumpe) | Erdgas | Steinkohle | Holz |
---|---|---|---|---|
CO₂-Emissionen für 1 MWh Wärme | 32–58 kg | 202 kg | 340 kg | 403 kg |
Jedes Kilogramm Heizöl, welches wir durch Holz ersetzen, entlaste unsere Atmosphäre um mehr als 3 kg CO2, meint das Bundesamt für Umwelt BAFU. In vielen Fällen müsste man aber das Öl gar nicht durch Holz ersetzen, sondern es könnte eine elektrische Wärmepumpe als neues Heizsystem dienen.
Das BAFU schwärmt: «Wer mit Holz heizt, heizt im CO2-Kreislauf der Natur.» Beim Verbrennen von Holz werde nur so viel CO2 freigesetz, wie die Bäume im Wachstum der Atmosphäre entzogen hätten. Dabei ist eigentlich klar: Auch Brennholz, Schnitzel oder Pellets sind nie völlig CO2-neutral. Holzernte, Transport und Bearbeitung bringen Treibhausgas-Emissionen mit sich, am Ende muss noch Asche entsorgt werden.
Fazit: Holz ist CO2-neutral, wenn man nur den Baum betrachtet. Holz setzt beim Verbrennen nicht mehr CO2 frei, als wenn es im Wald verrottet. (Allerdings geht es beim Verbrennen viel schneller.) Holz ist annähernd CO2-neutral, wenn man nur den Wald in der Nähe nutzt und wenn dort gleich viel Holz nachwächst, wie verheizt wird. Und Holz ist ökologisch vertretbar, wenn Filter dafür sorgen, dass der Ausstoss von Russ und Feinstaub eingedämmt wird.
Heizen mit Holz: nachhaltig oder klimaschädlich?
Mehr zu Filter, Russ und Feinstaub im Beitrag der Energie-ExpertenDer Wald ist im Kampf gegen die Klimakrise wichtig und wertvoll: Die Bäume verwandeln CO2 in Sauerstoff und lagern Kohlenstoff im Holz ein, solange sie im Wald gedeihen. Aus dem Holz lassen sich langlebige Produkte wie Möbel oder ganze Gebäude herstellen. So bleibt der Kohlenstoff für lange Zeit gebunden.
Eigentlich müsste der Wald jedes Jahr eine konstante Menge CO2 aufnehmen – wie der Film zeigt, ist das in Deutschland allerdings seit Jahren nicht mehr der Fall. Das liegt unter anderem an Waldschäden, die durch Stürme und Trockenheit verursacht wurden. Damit ist wegen der Klimaerwärmung leider in zunehmendem Mass zu rechnen.
Mittels Pyrolyse statt Verbrennung können wir Biomasse aus der Natur als Wärmequelle nutzen, ohne das ganze CO2 zurück in die Atmosphäre zu blasen: Mehr als die Hälfte verbleibt in der Pflanzenkohle. Mehr dazu erfährst du im Artikel «Pflanzenkohle: Klimapositive Energie mit CO2-Speicherung» der Energie-Experten.
Titelbild
WDR, Monitor (Screenshot YouTube)
Bundesamt für Umwelt BAFU
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Schweizer Ökobilanzdaten im Baubereich
Als Digital Projektmanager bei der EKZ-Energieberatung ist Thomas verantwortlich für die Webangebote www.energie-experten.ch und www.energiefranken.ch.