Ist Holzenergie klimaneutral?

«Heizen mit Holz ist CO2-neutral» sagt das Schweizer Bundesamt für Umwelt – in Deutschland ist man ganz anderer Meinung. Was stimmt?

Die EU und viele Schweizer Kantone subventionieren das Verbrennen von Holz mit Fördergeldern. Denn Holz gilt als erneuerbare Energie und als klimafreundlich. Das Bundesprogramm erneuerbar heizen preist Holzheizungen als «beinahe CO2-neutrale Lösung» und Kohlekraftwerke können CO2-Abgaben sparen, wenn sie einen Anteil Holz verfeuern.

Unsere YouTube-Filmempfehlung «Klimakiller Holzverbrennung» zeigt die unschönen Seiten des Holzenergie-Booms: Die aktuelle Klima- und Energiepolitik sorgt in vielen Ländern für eine dramatische Abholzung. Um immer mehr Holzpellets für Europa zu produzieren, entstehen neue Fabriken, unter anderem im Süden der USA. Der Wald in Estland ist bereits übernutzt und darum eine CO2-Quelle, die den Klimawandel beschleunigt. Estland ist die Heimat von Europas grösstem Hersteller von Holzpellets.

Kahlschlag in Estland: Werden Waldgebiete komplett abgeholzt, wie im Film gezeigt, ist das ein starker Eingriff in Natur und Landschaft. (Screeshot: YouTube)

Warum schadet das Verbrennen von Holz dem Klima?

«Heizen mit Holz ist entgegen der weit verbreiteten Meinung nicht klimaneutral» schreibt das deutsche Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Und es sagt auch warum: «Die Holzverbrennung produziert neben Feinstaubemissionen auch CO2– und andere klimarelevante Emissionen wie Methan.»

Schaut man sich das freigesetzte Treibhausgas im Verhältnis zur erzeugten Wärme an, sind die Emissionen von Holz höher als bei fossilen Energieträgern wie Kohle und Gas. Der WWF hat dazu Zahlen, wir haben in der Tabelle einen Wert für das Heizen mit einer Wärmepumpe ergänzt. Diese bezieht nebst Strom (in der Schweiz mit durchschnittlich 128 kg CO2/MWh belastet) den Grossteil der Energie als CO2-freie Wärme aus der Umwelt.

Energieträger Strom (Wärmepumpe) Erdgas Steinkohle Holz
CO₂-Emissionen für 1 MWh Wärme 32–58 kg 202 kg 340 kg 403 kg
Wird mit Holz anstelle eines anderen Energieträgers geheizt, steigt die Menge an CO2, die dabei entsteht.
Statt Holz direkt zu verbrennen, sollte man es zuerst anders nutzen, sagt Jana Ballenthien von Robin Wood im Film: für Möbel, Bretter, Spanplatten oder in der Papierherstellung. (Screeshot: YouTube)

Jedes Kilogramm Heizöl, welches wir durch Holz ersetzen, entlaste unsere Atmosphäre um mehr als 3 kg CO2, meint das Bundesamt für Umwelt BAFU. In vielen Fällen müsste man aber das Öl gar nicht durch Holz ersetzen, sondern es könnte eine elektrische Wärmepumpe als neues Heizsystem dienen.

Wann ist Holz CO2-neutral?

Das BAFU schwärmt: «Wer mit Holz heizt, heizt im CO2-Kreislauf der Natur.» Beim Verbrennen von Holz werde nur so viel CO2 freigesetz, wie die Bäume im Wachstum der Atmosphäre entzogen hätten. Dabei ist eigentlich klar: Auch Brennholz, Schnitzel oder Pellets sind nie völlig CO2-neutral. Holzernte, Transport und Bearbeitung bringen Treibhausgas-Emissionen mit sich, am Ende muss noch Asche entsorgt werden.

Fazit: Holz ist CO2-neutral, wenn man nur den Baum betrachtet. Holz setzt beim Verbrennen nicht mehr CO2 frei, als wenn es im Wald verrottet. (Allerdings geht es beim Verbrennen viel schneller.) Holz ist annähernd CO2-neutral, wenn man nur den Wald in der Nähe nutzt und wenn dort gleich viel Holz nachwächst, wie verheizt wird. Und Holz ist ökologisch vertretbar, wenn Filter dafür sorgen, dass der Ausstoss von Russ und Feinstaub eingedämmt wird.

Holz und Pflanzenkohle als CO2-Speicher

Der Wald ist im Kampf gegen die Klimakrise wichtig und wertvoll: Die Bäume verwandeln CO2 in Sauerstoff und lagern Kohlenstoff im Holz ein, solange sie im Wald gedeihen. Aus dem Holz lassen sich langlebige Produkte wie Möbel oder ganze Gebäude herstellen. So bleibt der Kohlenstoff für lange Zeit gebunden. 

Eigentlich müsste der Wald jedes Jahr eine konstante Menge CO2 aufnehmen – wie der Film zeigt, ist das in Deutschland allerdings seit Jahren nicht mehr der Fall. Das liegt unter anderem an Waldschäden, die durch Stürme und Trockenheit verursacht wurden. Damit ist wegen der Klimaerwärmung leider in zunehmendem Mass zu rechnen.

Mittels Pyrolyse statt Verbrennung können wir Biomasse aus der Natur als Wärmequelle nutzen, ohne das ganze CO2 zurück in die Atmosphäre zu blasen: Mehr als die Hälfte verbleibt in der Pflanzenkohle. Mehr dazu erfährst du im Artikel «Pflanzenkohle: Klimapositive Energie mit CO2-Speicherung» der Energie-Experten.