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Trocknen Windräder den Boden aus?

Grosse Windmühlen wirbeln mit ihren Rotoren Luftschichten durcheinander. Das kann die Erdoberfläche etwas erwärmen, was je nach Ort andere Vorteile und Nachteile haben kann.

Studien zeigen: Windräder haben einen Einfluss auf die Temperaturen am Boden. Ob das für die Natur oder die Landwirtschaft mehr Vorteile oder Nachteile mit sich bringt, muss von Fall zu Fall beurteilt werden. Sicher ist: Die Einsparung an CO2, die jedes Windrad ermöglicht, ist für den Klimaschutz wichtiger.

Der Einfluss von Windrädern auf das Bodenklima

Wärmt Windkraft die Atmosphäre auf? Nein. Windräder erzeugen kaum Wärme, im Gegensatz zu Kernkraftwerken, Kohle- und Gaskraftwerken. Die grossen Flügel beeinflussen das Klima am Boden, indem sie Luftschichten mischen. Dreht sich ein Windrad, schaufelt es Luft von oben nach unten und umgekehrt. Weil kalte Luft schwerer ist als warme Luft, kann dies zu einer Erwärmung am Boden führen. Das ist vorwiegend nachts der Fall.

Weniger Bodenfrost als Vorteil, trockener Boden als Nachteil

Stehen Windräder auf Landwirtschaftsland, kann die Erwärmung ein Vorteil oder ein Nachteil sein, wie die Redaktion von SWR Wissen erläutert: «Ein positiver Effekt könnte sein, dass die Windräder, indem sie etwas wärmere Luft zum Boden wirbeln, die Zahl der Tage mit Bodenfrost verringern». Trocknet die wärmere Luft aber beispielsweise einen Acker aus, kann das negative Auswirkungen auf Boden und Pflanzen haben.

Insgesamt geringe Auswirkungen

Für eine faire Beurteilung müsste man die Auswirkungen von Windrädern mit anderen Eingriffen in die Landschaft vergleichen, hält die Redaktion von SWR Wissen fest. «Städte, Hochhäuser, neue Siedlungen, aber auch herkömmliche Kraftwerke, die viel Wärme in die Umgebung abstrahlen, beeinflussen das Mikroklima in ihrer Umgebung in der Regel wesentlich stärker als das bei Windrädern der Fall ist.»

Kernkraftwerke erhöhen die Wassertemperatur von Flüssen

Atomkraftwerke (AKW) mit Kühlturm produzieren weit herum sichtbare Dampffahnen, um ihre Abwärme loszuwerden, andere Typen werden mit Flusswasser gekühlt. Steigen im Sommer die Temperaturen in den Flüssen an, kann das für die Fische kritisch werden. Sowohl in Frankreich wie auch in der Schweiz muss die Leistung von AKWs darum oft reduziert werden, um die Wassertiere zu schützen.

Windstrom ist Winterstrom

Im Winter herrscht in der Schweiz ein Mangel an einheimischem Strom. Dann müssen wir importieren, teilweise aus Gas- und Kohlekraftwerken in Deutschland. Für die Zukunft und für Notfälle dürften auch in der Schweiz vermehrt Gaskraftwerke gebaut werden. Mit einheimischer Windkraft lassen sich darum grosse Mengen an CO2 vermeiden.

Ein Faktencheck von energiewende.eu kommt betreffend Bodenerwärmung durch Windräder zum Fazit: «Dieser lokale Effekt wird aber (anders als die ähnlichen Effekte von Städten und auch Kohlekraftwerken) von der Reduktion der CO2-Emmissionen bei weitem überkompensiert.»

Hochrechnung für die USA begründet den Erwärmungs-Mythos

In einer Studie wurde 2018 folgende Hochrechnung angestellt: Würde der gesamte Strombedarf der USA durch Windräder an Land erzeugt, dürfte dadurch die Oberflächentemperatur Nordamerikas um 0,24 °C steigen. Nun ist zwar Windkraft in den USA sehr beliebt geworden, so beliebt dann aber doch nicht – es handelt sich also um ein unrealistisches Szenario.

Zudem sind die USA nicht mit der Schweiz oder Deutschland vergleichbar. Die Autoren Miller und Keith kommen selbst zum Fazit: Obwohl der Erwärmungs-Effekt von Windkraft etwa zehn Mal grösser ist als bei Photovoltaik, ist er mit Sicherheit kleiner als beim Einsatz von fossiler Energie.