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Wie viel CO₂ ist in Sonnenstrom enthalten?

Strom aus Photovoltaik (PV) gilt als sauber und klimaschonend. Doch wie sieht es mit dem CO2-Gehalt von PV-Strom aus? Wie steht der Solarstrom im Vergleich zum bisherigen Strommix da?

Strahlende Sonne an orangerotem Himmel über einer Wolke

Photovoltaik-Anlagen werden immer beliebter. Da fragen sich viele: Wie nachhaltig ist der Solarstrom wirklich? Zusätzlich beantworten wir diese Frage: «Ist es sinnvoll, PV-Strom mit dem aktuellen Strommix zu vergleichen?»

Ist der Strom aus einer PV-Anlage CO2-neutral?

Nein. PV-Module, Wechselrichter, Unterkonstruktion, Kabel, Transporte und Montagearbeiten sind mit CO2-Emissionen verbunden. Die Herstellung der Anlage braucht Energie, die heute zum Teil noch aus Kohlekraftwerken kommt. In Zukunft wird auch für das Recycling wieder Energie erforderlich sein.

Wie viel CO2 steckt in Solarstrom?

Die CO2-Bilanz von Solarstrom wird immer besser, denn die Herstellung wird immer effizienter und basiert je länger je mehr auf erneuerbarem Strom. Das ist gilt auch für China, wo heute der Grossteil der Photovoltaik-Panels hergestellt wird.

  • Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE rechnet in einer Studie von 2024 mit 56 Gramm CO2 pro Kilowattstunde (kWh) PV-Strom.
  • Eine Kurzstudie der Schweizerischen Energie-Stiftung SES von 2021 beziffert die CO2-Äquivalente von Photovoltaik mit 47 g/kWh.
  • Eine Studie der Empa von 2019 rechnet mit 50 g CO2/kWh im Durchschnitt bis 2050. Für das Jahr 2018 rechnen die Empa-Forschenden mit 90 g/kWh, für den Zeitraum 2030 bis 2050 erwarten sie eine Reduktion auf 25 g/kWh.
  • Ein aktuelles Faktenblatt der Internationalen Energie Agentur IEA gibt für Schweizer Schrägdach-Anlagen knapp 36 g/kWh an.

Detailliertere Angaben findet man bei der Koordinationskonferenz der Bau- und Liegenschaftsorgane der öffentlichen Bauherren KBOB:

Energieerzeugung CO2-eq/kWh
Photovoltaik Schrägdach 34 g
Photovoltaik Flachdach 39 g
Photovoltaik Fassade 59 g
Die Liste der Ökobilanzdaten von KBOB/ecobau (2022, Version 4) unterscheidet verschiedene Arten von PV-Anlagen

Kommt noch eine Batterie ins Spiel, verschlechtert sich die CO2-Bilanz deutlich. Denn auch die Batterieherstellung ist mit Emissionen verbunden, und beim Speichern entstehen Verluste.

Wie viel CO2 enthält Schweizer Strom?

Die Schweiz kann im Sommer Strom exportieren, im Winter aber sind wir auf Importe angewiesen. Der in der Schweiz verbrauchte Strom kann auf zwei Arten betrachtet werden. Das Schweizer Bundesamt für Umwelt BAFU gibt folgende Werte an:

  • Lieferanten-Strommix (gemäss Herkunftsnachweis): 54,7 g CO2/kWh
  • Verbraucher-Strommix (gemäss Produktion und Stromhandel): 128,0 g CO2/kWh

Solarstrom ist ähnlich nachhaltig wie unser Durchschnittsstrom unter Berücksichtigung der Herkunftsnachweise (HKN) – mehr dazu erfährst du bei Energie-Experten. Im Vergleich zu importiertem Strom steht PV-Strom gut da. (Die BAFU-Zahlen sind von 2018, aber die Werte ändern sich nicht so schnell. 2021 lagen die spezifischen Treibhausgasemissionen des Schweizer Verbraucher-Strommix bei 130 g CO2/kWh.)

Im Vergleich zum europäischen Strommix mit 500 g CO2-eq./kWh liegen die Treib­haus­gas­­emissionen von Schweizer Solarstrom gut und gerne 90 % tiefer.

Wie nachhaltig ist Solarstrom?

Die gesamte Umweltbelastung von Solarstrom ist mehr als 80% tiefer als bei Schweizer Durchschnittsstrom. Dies ist das Ergebnis, wenn nicht nur Treibhausgase, sondern auch Ressourcenverbrauch und Schad­stoff­emissionen berücksichtigt werden.

Ist der Vergleich von alter und neuer Stromerzeugung sinnvoll?

Strom aus PV-Anlagen mit jenem Strom zu vergleichen, den wir heute zur Verfügung haben, ist nicht sehr sinnvoll. Denn die grosse Frage ist: Wo kommt unser Strom für die Zukunft her? Der Strom, mit dem wir Öl und Gas und alte Kernkraftwerke ersetzen können?

Der Ausbau der Photovoltaik für mehr Sonnenstrom ist sinnvoll und wichtig.

In der CO2-Bilanz sind Wasserkraft und Windkraft sowie Atomenergie zwar noch besser als Photovoltaik. Das Ausbaupotenzial ist aber bei Photovoltaik weitaus am grössten. Unsere Stauseen und Wasserkraftwerke bleiben erhalten, wir können sie aber nicht ein zweites Mal bauen. Strom aus Photovoltaik wird darum für das Schweizer Stromsystem in Zukunft ähnlich wichtig sein wie Wasserkraft.

Solarstrom kann sehr viel Öl und Gas ersetzen

Der Ausbau der Photovoltaik für mehr Sonnenstrom ist sinnvoll und wichtig, denn mit dem zusätzlich produzierten Strom können wir fossile Energie ersetzen. Und das lohnt sich umso mehr, weil elektrisch betriebene Wärmepumpen und E-Autos die Energie viel effizienter nutzen als Verbrennungsmotoren oder Öl- und Gasheizungen. Die CO2-Einsparung wird so um ein Vielfaches grösser.

Recycling von Solaranlagen

Ein Grossteil der Komponenten kann schon heute wiederverwendet werden, wenn das Recycling sorgfältig durchgeführt wird.