Sind E-Autos umweltfreundlich?
Die kurze Antwort: Nein – aber E-Autos sind besser für die Umwelt als Verbrenner. Die ausführliche Begründung mit vielen Videos gibt es hier. So einfach erklärt wie möglich, so lang wie nötig.

Die kurze Antwort: Nein – aber E-Autos sind besser für die Umwelt als Verbrenner. Die ausführliche Begründung mit vielen Videos gibt es hier. So einfach erklärt wie möglich, so lang wie nötig.
Verfasst von Thomas Elmiger
Fast jede Art von Mobilität belastet die Natur und das Klima. Das fängt an bei Strassen, Parkplätzen, Radwegen, Tunnels und Bahnhöfen, für die es Land und Baumaterial braucht. Beim Auto fallen darüber hinaus zwei viel diskutierten Bereiche ins Gewicht:
Die Verhältnisse sind eigentlich klar: Bahn, Bus und Tram sind besser als ein kleines E-Auto. Ein kleines E-Auto ist besser als ein grosses E-Auto. Ein grosses E-Auto ist besser als ein Verbrenner-Auto. E-Autos sind also eher so mittelmässig. Auch wenn alle Autos durch Elektromobile ersetzt würden, könnten wir die Klimaziele damit nicht einhalten.
In ganz Europa muss die Zahl der Autos in den nächsten 20 Jahren auf die Hälfte sinken – sonst droht die Katastrophe.
Volker Quaschning, zitiert auf Blick.ch
Was der Berliner Professor für Regenerative Energiesysteme auch immer wieder betont: Wer ein Auto zwingend braucht, fährt mit einem E-Auto umweltfreundlicher als mit einem Verbrenner.
Wir vergessen oder verdrängen gerne, wie schädlich Benzin und Diesel für die Umwelt sind. Nicht nur mit Schadstoffen aus dem Auspuff, sondern schon in der Herstellung. Haben wir uns einfach zu lange daran gewöhnt? Ein Animationsfilm führt uns vor Augen, wie Öl aus der Erde gepumpt, transportiert und verarbeitet wird.
Weitere interessante Ausschnitte aus dem Video folgen weiter unten in den Elementen zum Aufklappen.
Wie viel Energie steckt in fossilen Treibstoffen an der Tankstelle heute drin? Vergleichen wir mit einem Dieselfahrzeug, das 6,4 Liter für 100 Kilometer braucht:
Für Ölförderung, Raffinade und Transport auf Tankern, in Pipelines und Lkws wurden 44 kWh Energie für unsere 6,4 Liter Diesel verbraucht.
Wirtschaftswoche
Mit 44 kWh Strom fährt ein E-Auto rund 250 Kilometer weit. Im verlinkten Artikel der Wirtschaftswoche kann man zudem nachlesen, dass E-Autos selbst dann im Vorteil sind, wenn man mit dem dreckigen Strom in Deutschland von vor 30 Jahren rechnet.
Seit vielen Jahren gibt es Voraussagen, dass in wenigen Jahrzehnten das Erdöl aufgebraucht sein wird. Jetzt wird es immer wahrscheinlicher, dass dies zutreffend ist. Warum es je länger je mehr Energie braucht, um Benzin und Diesel herzustellen, zeigt der nächste Film.
Wie viel Strom braucht die Schweiz zusätzlich für E-Autos? Wenn dereinst 60 % der Fahrzeuge elektrisch angetrieben sind, braucht es zum Aufladen der Batterien jährlich rund 6,5 TWh. Das entspricht etwa 11 % des heutigen Schweizer Strombedarfs. Bis 2050 erwarten Forscher einen Anstieg auf 83 % E-Autos und einen Bedarf von 13,9 TWh. Im Jahr 2050 dürfte das etwa 16 % des gesamten Stromverbrauchs ausmachen.
Nein. Viele E-Auto-Besitzer laden zuhause Solarstrom. Andere laden mit Strom aus dem Netz. Dann kommt es darauf daran, was im Strommix enthalten ist zu jener Zeit, in der geladen wird. Von E-Auto-Gegnern hört man ab und zu, man müsse für E-Autos mit Kohlestrom aus Deutschland rechnen, weil sie ja zusätzlichen Bedarf verursachen, der im Winter mit Importen gedeckt werden muss. Das ist Humbug. Genauso gut könnte man behaupten, dass Kaffeemaschinen, Fernseher, Roboter-Rasenmäher oder Spielkonsolen zusätzlichen Strombedarf verursachen. Nur weil Geräte schon lange elektrisch betrieben werden, haben sie kein grösseres Anrecht auf den grünsten Strom im Netz.
Wie viele Kilometer müsste man mit welcher Art von Strom fahren, damit ein E-Auto umweltfreundlicher ist als ein sparsamer Diesel? Wer einzelne Modelle vergleichen will, kann die Autosuche des TCS verwenden. Ganz allgemein hat es Volker Quaschning 2020 in einem Video vorgerechnet.
Ausbeutung und Umweltzerstörung für die Gewinnung von Rohstoffen sind ernsthafte Probleme. Allerdings nicht nur beim E-Auto. Warum stört es viele gerade da, während sie bei Erdöl und Erdgas alles ausblenden: Kriege, Bohrinseln, Pipeline-Lecks und Tanker-Katastrophen? Konsequenterweise müssten sich E-Auto-Kritiker auch bei Kaffee, Schokolade, Fleisch, Mode, Schmuck und Verbrenner-Autos (mit Platin im Katalysator und Blei in der Batterie) für faire und nachhaltige Produktion einsetzen.
Zur Gewinnung von Lithium braucht es sehr viel Wasser – aber das ist bei tierischen Produkten, Baumwolle und Reis auch so. Für ein Kilogramm Rindfleisch braucht es je nach Herkunft gleich viel Wasser wie für einen Tesla-Akku. Für die Lithium-Gewinnung wird kein Trinkwasser verwendet und auch kein Landwirtschaftsland: Man lässt das Wasser mit dem Lithiumsalz in der Wüste verdunsten.
Übrigens: Lithium soll künftig auch in Deutschland gefördert werden. Auch Kobalt ist ein Material, das noch für viele Batterien verwendet wird. Dazu haben wir kürzlich einen Beitrag bei Enex-TV aufgeschaltet: Wofür wird Kobalt verwendet?
Einem Bericht im Guardian zufolge geht Material von 30 Kilogramm Gewicht unwiederbringlich verloren, wenn ein E-Auto-Akku entsorgt wird. Dem gegenüber steht ein durchschnittliches Verbrenner-Auto, das schon beim Fahren rund 17’000 Liter Rohöl vernichtet.
Die Rohstoffe der E-Auto-Batterien gehen zu über 90 % in einen Kreislauf, beispielsweise mit dem Verfahren der Schweizer Firma Kyburz.
Wer ein neues Auto braucht, wird sich früher oder später für ein E-Auto entscheiden. Aus guten Gründen, oder weil die Hersteller nur noch E-Autos anbieten. Wer sich vor dem Kauf an Kriterien wie Umwelt und Klima orientieren will, kann sich bei den Schweizer Verbänden TCS und VCS informieren:
Titelfoto
Eigene Fotomontage (Ausgangsbild: Pixabay)
Volker Quaschning
Energie-Experten: Strom
Energie-Experten: Akku
Wie stark belastet die Batterieherstellung die Ökobilanz von Elektroautos?
Energie-Experten: Recycling
Als Digital Projektmanager bei der EKZ-Energieberatung ist Thomas verantwortlich für die Webangebote www.energie-experten.ch und www.energiefranken.ch.
Kommentare: Was denkst du?
Jürg Jehle
Vor 1 Jahr
Die Sonne produziert pro 1 kW Anlageleistung rund 1000 kWh Strom pro Jahr, je nach Standort, bewiesen an jeder Anlage. Wie gross muss die Anlage sein für ein eAuto?
Thomas Elmiger
Vor 1 Jahr
Das kommt auf Auto, Fahrweise und gefahrene Strecken an. Rechnen wir einmal mit einem Auto, das inklusive Ladeverluste 20 kWh pro 100 km verbraucht und im Jahr 12’000 km zurücklegt. Dieses Auto braucht pro Jahr 2400 kWh Strom. Eine Anlage von 4×4 Meter =16 Quadratmeter hat eine Leistung von 3 kW und produziert gemäss https://www.energieschweiz.ch/tools/solarrechner/ gegen 2600 kWh pro Jahr, so dass das in der Summe aufgehen würde.
Otto Mazzolino
Vor 1 Jahr
Elektroauto sind nur eine Übergangslösung, die Zukunft liegt beim Wasserstoffantrieb. Die Zukunft wird es beweisen.
Mika2
Vor 1 Jahr
Sehe ich gar nicht so, denn das grosse Problem beim Wasserstoff ist dessen Lagerung zudem die hohe Explosionsgefahr und auch die weltweit geringe Anzahl von Ladestationen, daher sehe ich – im Gegensatz zur E-Mobilität – keine Zukunft für die Wasserstoffmobilität
Peter A m m a n n
Vor 1 Jahr
Wie umweltfreundlich ist Wasserkraft? Wenn man die Kohle rechnet um Zement herzustellen, diesen dann mit Lastwagen zu Baustelle zu karren. Dann das ganze Eisen – ebenfalls mit Kohle erschmolzen – für die Armierung, Druckleitung, Turbine, Generator, Transformator, Masten; dazu jede Menge Kupfer, und und und . Wie umweltfreundlich ist eine Heizung mit Holz? Benzin für die Motorsäge, Diesel für den Transport, Strom für die weitere Bearbeitung – im Extremfall zu Pellets?
Thomas Elmiger
Vor 1 Jahr
Wir kennen dazu eine aktuelle Kurzstudie für die Schweiz: Solar kommt (Seite 7) auf 100 UBP (Umweltbelastungspunkte) pro kWh, Windkraft (76 UBP) und Wasserkraft (45 UBP) sind besser. Kernkraft ist mit 466 UBP bewertet, Holz bzw. Biomasse schlägt mit 308 UBP zu Buche. Die Analyse bezieht sich auf die vier grössten Schweizer Stromproduzenten.
https://energiestiftung.ch/files/energiestiftung/publikationen/pdf/20210705_E_Kurzstudie_Strommix_2020.pdf
Werner Lehmann
Vor 1 Jahr
Habe den Bericht aufmerksam gelesen.
Also wir werden wohl noch einige Jahre diese Diskussionen haben, statt ein nebeneinander der verschiedenen Antriebstechniken.
Wie Umweltfreundlich ist es wenn jemand nach 3 Jahren seinen Benziner mit einem E-Auto eintauschen?
Wieso werden in den Vergleichen immer die besten Voraussetzungen für ein E-Auto mit den schlimmsten Annahmen für einen Verbrenner verglichen?
Wenn wirklich die meisten E-Auto durch eine Photovoltaik-Anlage Strom beziehen, dann ist der Kundenkreis für E-Auto Fahrer sehr klein und was soll es dem Klima helfen wenn nur 20 % der Menschheit E-Autos fährt ?
Mein Diesler brauchte in den letzten 10 Jahren im Durchschnitt 5.6 Liter (5 Zylinder 2.0 Motor und erst 180’000 km) macht macht auf 100 km bei CHF 2.07 pro Liter = CHF 11.592. Am Ostersonntag den Preis bei einer Ladestation angeschaut CHF .69 pro KWH. Wenn ich ihr 20 KWH pro 100 km nehme macht das 13.80 also CHF 2.20 mehr.
Nun können wir miteinander hoch, runter, quer rechnen, Annahmen treffen usw. und noch Tausende von Stunden diskutieren.
Solange man mir ein schlechtes Gewissen versucht zu machen, weil ich kein E-Auto fahre gilt für mich der Satz:
E-Autos sind sehr gut für die Autobauer, gut für die Politiker, und unter ferner liefen auch ein bisschen für das Klima
Don
Vor 12 Monaten
Und ich frage mich warum die Menschheit noch nicht am Abgrund steht. Echt jetzt?!
🤦♂️
Erich Tanner
Vor 1 Jahr
Warum wird nie über Wasserstoff nachgedacht??? Lithiumgewinnung in Chile ist eine sehr schmutzige und vernichtende Arbeit!!!
Thomas Elmiger
Vor 1 Jahr
Über Wasserstoff für PKW wurde schon viel nachgedacht und auch geschrieben. Zum Beispiel, warum Wasserstoff 3–5 Mal mehr Energie braucht als die direkte Speicherung in einer Batterie:
Und übrigens: Auch Wasserstoff-Autos brauchen zum Fahren eine Batterie, sie ist einfach weniger gross und schwer als jene der reinen E-Autos.
Virginio Robino
Vor 1 Jahr
Die E-Mobilität ist nicht die Lösung! Bei ernsthaften Versuchen hat sich herausgestellt, dass ein E-Auto erst nach ca. 180’000 km etwas besser dasteht als ein Diesel, alles zusammengerechnet. Und wie steht es mit dem Stromangebot, wenn (zu) viele auf diese Technik ausweichen? Der Strom wird, nicht nur für Autos, sondern generell zu knapp sein. Das erwähnt kaum jemand. Da wird uns viel Sand in die Augen gestreut. Als einzige, aber wirkliche Lösung sehe ich die Brennstoffzelle, mit Wasserstoff betrieben. Das braucht noch einen grösseren Aufwand, bis es soweit ist. Aber es wird sich lohnen. Ich verstehe überhaupt nicht, wieso man nicht schon jetzt mehr Energie zur Erreichung dieses Ziels aufwendet..
Thomas Elmiger
Vor 1 Jahr
Die grosse Kilometerzahl entspricht nicht dem neuesten Stand, ein E-Auto ist bestenfalls schon nach 30’000 km, spätestens aber nach rund 60’000 km klimafreundlicher als ein vergleichbarer Diesel. Hintergründe zur «Schweden-Studie» gibt es hier: https://www.energie-experten.ch/de/mobilitaet/detail/wie-stark-belastet-die-batterieherstellung-die-oekobilanz-von-elektroautos.html
Aktuelle Vergleiche kann man beim TCS selber machen, der Link ist oben am Ende des Beitrags zu finden.
R.D.
Vor 1 Jahr
Zu wenig Strom um direkt die Batterie eines E-Autos zu laden, aber für die Herstellung von Wasserstoff welches 3-5x soviel Strom benötigt reicht es dann doch? Wieder einer der Wasserstoff mit Wasser verwechselt.
Mika2
Vor 1 Jahr
Kommt hinzu, dass der Wirkungsgrad eines E-Autos um ein Vielfaches besser ist, als bei einem Verbrennerauto, zudem werden durch die Rekuperation, d.h. durch das Verzögern des E-Fahrzeugs nicht nur die Bremsen geschont, sondern durch das weniger konventionelle Bremsen auch weniger gesundheitsschädlicher Bremsstaub produziert. Mit der Rekuperation wird der Akku quasi gratis wieder aufgeladen, was sich positiv auf den oben erwähnten Wirkungsgrad des E-Autos auswirkt
Thomas Elmiger
Vor 1 Jahr
Die Rekuperation ist tatsächlich ein Pluspunkt für die E-Autos, wobei man argumentieren könnte, dass Hybridfahrzeuge das auch machen. Je nach gefahrenen Strecken und Fahrweise fällt das mehr oder weniger ins Gewicht. Bei den kleinen Partikeln von den Bremsen bzw. den Pneus ist es ähnlich: Die Fahrweise macht viel aus. Wer sich vom hohen Drehmoment der E-Autos zu einer «sportlichen» Fahrweise verleiten lässt, produziert womöglich viel mehr Reifenabrieb als mit einem vergleichsweise lahmen Verbrenner.
Parker Jones
Vor 1 Jahr
Verbrenner sofort auf 20 km/h beschränken.