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Schaden Flugzeuge dem Klima mehr als Autos?

Flugzeuge heizen dem Klima nebst CO2 mit weiteren Schadstoffen ein, trotzdem werden Flugreisen immer beliebter. Ist Fliegen fürs Klima bald schlimmer als Autofahren?

Passagierjet am Dock

In der Schweiz hatte der Luftverkehr im Jahr 2019 einen Anteil von rund 13,5 Prozent an den insgesamt erfassten Emissionen von CO2, wenn man nationale und internationale Flüge berücksichtigt. Weil immer mehr geflogen wird, nimmt dieser Anteil weiter zu. Ist also Fliegen bald schädlicher fürs Klima als Autofahren?

Fliegen und Autofahren im CO2-Vergleich

Bereits 2018 waren die CO2-Emissionen aus dem Flugverkehr halb so gross wie diejenigen des Personenverkehrs mit Autos, Motorrädern und Reisebussen. Sowohl der Verkehr wie auch die Luftfahrt sind in der Schweiz also grosse Faktoren. Die CO2-Emissionen des internationalen Flugverkehrs waren 2019 zwar um 62 % tiefer als jene des gesamten nationalen Verkehrs, dem Klima schadet das Fliegen aber noch durch weitere Schadstoffe.

CO2-Emissionen des Verkehrs

Dem Verkehr in der Schweiz werden für 2019 rund 15 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente zugerechnet. Die Personenwagen machen den Grossteil aus, Warentransporte sind ein zweiter grosser Faktor. Inlandflüge dagegen fallen wenig ins Gewicht – wären in vielen Fällen allerdings leicht zu vermeiden.

CO2-Emissionen der internationalen Flüge

Der internationale Flugverkehr der Schweiz verursachte 2019 mehr als 5,7 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente. Menschen, die in der Schweiz leben, fliegen doppelt so oft wie Personen in den Nachbarländern und auch häufiger als Einwohnerinnen und Einwohner der USA.

Fliegen belastet das Klima durch weitere Emissionen

Die Strecken, die auf internationalen Flügen zurückgelegt werden, sind oft deutlich länger als Autoreisen. Die Fliegerei richtet aber nicht nur deswegen einen besonders grossen Klimaschaden an: «Die Emissionen des Flugverkehrs enthalten neben den Treibhausgasen verschiedene weitere Komponenten, die eine Wirkung auf das Klima erzeugen», schreibt das Bundesamt für Umwelt. Unter anderem entstehen Wasserdampf, Stickoxide, Schwefeldioxid und Russ.

Kondensstreifen schlimmer als CO2?

Eine umfangreiche Studie von 2021 hat die Wirkung der verschiedenen Komponenten analysiert. Wasserdampf und Partikel, die zu Kondensstreifen und Wolkenbildung führen, erwärmen das Klima am stärksten, deutlich mehr noch als das CO2. Der Vergleich ist aber schwierig: Während Kondensstreifen, Stickoxide, Russ und Schwefel nach Stunden bis zu einigen Jahren das Klima nicht mehr beeinflussen, bleibt CO2 über Jahrhunderte bis Jahrtausende in der Atmosphäre.

Die Wirkung der übrigen Schadstoffe ist zudem stark abhängig von der Flughöhe, der Route, der Tageszeit und vom Wetter. Entsprechend schwierig ist es, die Wirkung einer Flugreise aufs Klima zu berechnen.

Fazit: Überall viel zu viel

Internationale Flüge belasten das Klima stark, fehlen aber in der Schweizer Klimabilanz. Zählen wir die 5,7 Millionen Tonnen CO2 aus der Fliegerei zu den im Inland produzierten Treibhausgasen von 45,2 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten dazu, steigt diese Kennzahl um 13 % auf 50,9 Mio. Tonnen.

Mit der Reduktion der Klimabelastung kommen wir viel zu langsam voran.

Ferien- und Geschäftsflüge mit Autofahrten zu vergleichen, ist nur bedingt sinnvoll, denn sie dienen meist unterschiedlichen Zwecken. Ebenso schwierig ist es, die Wirkung auf das Klima gegenüberzustellen. Klar ist aber für Autos wie für Flugzeuge: Mit der Reduktion der Klimabelastung kommen wir viel zu langsam voran.